Rita Süssmuth (geb. Kickuth; * 17. Februar 1937 in Wuppertal) ist eine deutsche Politikerin (CDU).
Rita Süßmuth (2014)
Süssmuth auf dem CDU-Parteitag 2012
Sie war von 1985 bis 1988 Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit (ab 1986 Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit) und von 1988 bis 1998 Präsidentin des Deutschen Bundestages. Ihre Amtszeit war mit fast zehn Jahren die drittlängste in der Geschichte des Bundestags. Nur Eugen Gerstenmaier und Norbert Lammert bekleideten das Amt länger.

Neben ihrer politischen Arbeit engagierte sich Süssmuth in vielen zivilgesellschaftlichen Projekten, beispielsweise als Präsidentin der Europäischen Bewegung Deutschland (1994–1998) und Mitglied des Beirats und Kuratoriums der Gemeinnützigen Bertelsmann Stiftung (1997– 2007). Für ihre Verdienste wurde sie mehrfach geehrt.

Süssmuth wurde als Tochter eines Lehrers geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Wadersloh. Nach dem Abitur 1956 am Emsland-Gymnasium in Rheine studierte sie Romanistik und Geschichte in Münster, Tübingen und Paris, das sie am 20. Juli 1961 mit dem ersten Staatsexamen für das Lehramt abschloss. Es folgten Aufbaustudien in Erziehungswissenschaften, Soziologie und Psychologie. 1964 promovierte sie zum Dr. phil. mit der Arbeit Studien zur Anthropologie des Kindes in der französischen Gegenwartsliteratur an der Universität Münster. Von 1963 bis 1966 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten in Stuttgart (bei Robert Spaemann). und Osnabrück und ab 1966 als Lehrbeauftragte an der Pädagogischen Hochschule Ruhr.Von 1969 bis 1982 hatte sie einen Lehrauftrag an der Ruhr-Universität Bochum für Internationale Vergleichende Pädagogik.
1971 wurde sie zur ordentlichen Professorin für Erziehungswissenschaft an die Pädagogische Hochschule Ruhr berufen. 1973 nahm sie den Ruf an die Universität Dortmund an. Seit 1971 ist sie Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Bundesfamilienministeriums.
Von 1982 bis 1985 war sie Direktorin des Instituts für Frauen und Gesellschaft in Hannover. Während ihrer Zeit als aktive Politikerin gab sie Blockveranstaltungen an der Universität Göttingen.

Im September 2000 wurde Süssmuth vom damaligen Innenminister Otto Schily zum Vorsitzenden einer am 12. September 2000 eingesetzten unabhängigen Ausländerkommission mit 21 Mitgliedern ernannt. Stellvertretender Vorsitzender der Kommission war Hans-Jochen Vogel. Aufgabe der Kommission war es, ein Gesamtkonzept für ein neues Zuwanderungsgesetz zu entwickeln. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden im Juli 2001 in Form eines Berichts mit dem Titel „Zuwanderung gestalten – Integration fördern“ vorgelegt. Die veröffentlichte Broschüre hatte 323 Seiten.
2003 wurde sie in die neu gegründete Beratende Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut, insbesondere aus jüdischem Besitz („Limbach-Kommission“) berufen. Der Ausschuss hat die Aufgabe, bei Streitigkeiten über die Rückgabe von Raubkunst zu schlichten.
Am 6. September 2005 wurde Rita Süssmuth zur neuen Präsidentin der staatlich anerkannten OTA Privathochschule in Berlin, der heutigen SRH Hochschule Berlin, ernannt. Sie übergab die Stelle im Januar 2010 an Peter Eichhorn. 2007 erhielt Rita Süssmuth für ihr großes Engagement im Kampf gegen Aids den Reminders Day Award.
Rita Süssmuth war von 1964 bis zu seinem Tod im Jahr 2020 mit dem Universitätsprofessor Hans Süssmuth verheiratet und hat eine Tochter. Sie ist eine fünffache Großmutter.

Rita Süssmuth ist Unterstützerin des Deutschen Solidaritätskomitees für einen freien Iran. Von 1997 bis 2019 war sie Vorsitzende des Kuratoriums der McDonald’s Children’s Aid Foundation. Seit 2021 ist sie Mitglied des Kuratoriums der Adalbert-Stiftung und Beraterin des gemeinnützigen Analyse- und Beratungsunternehmens PHINEO. Darüber hinaus vergibt das Ministerium für Kultur und Wissenschaft der Landesregierung Nordrhein-Westfalen seit 2021 den Rita-Süssmuth-Forschungspreis für exzellente Forschung mit Gender-Fokus.
Süssmuth ist Ehrenmitglied des Zonta Club Würzburg und des Vereins Parité in den Parlamenten.

Auf ausgetretenen Pfaden hat Prof. Dr. phil. Rita Süssmuth (CDU) bewegte sich selten in ihrem Leben: Als die Professorin für Erziehungswissenschaften in den 1950er-Jahren ihr Studium aufnahm, war es völlig normal, dass Frauen spätestens mit der Heirat und dem ersten Kind ihren Job aufgaben. Als Süssmuth 1985 Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit wurde, saßen in der Weimarer Republik kaum mehr Frauen im Bundestag als im Reichstag. 1988 wurde sie zur Bundestagspräsidentin gewählt und war die erste Frau in diesem Amt. Süssmuth wurde Ende Februar 70 Jahre alt.
Mit ihrem runden Geburtstag ist ein weiteres Jubiläum verbunden: 1987 wurde das Familienministerium um die bis dahin nicht vorhandene Frauenabteilung erweitert. Süssmuth ist oft mit ihren Positionen in der Union beleidigt. Im Streit um den Abtreibungsparagraphen 218 stellte sie den dritten Weg zwischen einer Befristungslösung und einer Indikationsregelung vor. Ihr Name steht in direktem Zusammenhang mit einem Wechsel der CDU zu einer moderneren Familienpolitik. Während Süssmuths Amtszeit wurde das Erziehungsgeld eingeführt.
Auch in anderen Bereichen vertrat die Katholikin ihre Überzeugung mit Nachdruck. Süssmuth, heute Ehrenvorsitzender der Deutschen Aids-Stiftung, hat sich von Anfang an für eine sachliche Auseinandersetzung mit HIV eingesetzt. Mit der Prämisse „Wir bekämpfen die Krankheit, nicht die Infizierten“ trat sie in den 1980er Jahren den Vorurteilen gegenüber Betroffenen entgegen. Damals sei ihr „viel Hysterie und Angst begegnet – vor allem im Kabinett“, erinnerte sich Süssmuth kürzlich auf der HIV/Aids-Konferenz in Bremen. „Wer nicht kämpft, hat schon verloren“ lautet der Titel eines ihrer Bücher, in dem sie über ihre Erfahrungen in der Politik berichtet. Birgit Hübbeler.
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